Flat vs Deep Hierarchy: Welche Struktur ist die Beste?

von | März 2, 2025 | Auswahl der Redaktion, Usability und UX

Die Wahl der richtigen Informationsarchitektur ist entscheidend für das Nutzererlebnis einer Website oder App. Ein Kernaspekt dabei ist die Frage, wie die Hierarchie der Inhalte strukturiert sein sollte, damit Nutzer sich schnell zurechtfinden und die gewünschten Informationen leicht finden können. Eine durchdachte Hierarchie legt fest, wie Inhalte organisiert und zugänglich gemacht werden – und damit, wie reibungslos die Navigation für den Nutzer abläuft.

In der Informationsarchitektur gibt es zwei Hauptansätze: die flache Hierarchie und die tiefe Hierarchie. Während eine flache Struktur dafür sorgt, dass die meisten Inhalte mit wenigen Klicks erreichbar sind, kann eine tiefe Struktur bei großen Inhaltsmengen den Überblick verbessern und die Navigation erleichtern. Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile, und die Wahl der richtigen Struktur hängt stark davon ab, wie komplex die Inhalte sind und welche Erwartungen die Nutzer haben.

Was bedeutet Hierarchie im UX Design?

Im UX Design bezieht sich die Hierarchie auf die Art und Weise, wie Inhalte innerhalb eines digitalen Produkts organisiert werden. Sie legt fest, wie Informationen strukturiert sind und wie Nutzer durch das Produkt navigieren können, um zu den gewünschten Inhalten zu gelangen. Die Hierarchie ist ein zentraler Bestandteil der Informationsarchitektur (IA) und beeinflusst, wie intuitiv und einfach Nutzer sich in einer Website oder App zurechtfinden.

Eine gut durchdachte Hierarchie trägt dazu bei, dass sich Nutzer orientieren, schnell Informationen finden und sich leicht durch Inhalte bewegen können. Die beiden Haupttypen von Hierarchien sind:

  • Flache Hierarchie: Diese Struktur hat wenige Ebenen, sodass die meisten Inhalte schnell erreichbar sind. Der Nutzer sieht auf den ersten Blick eine breite Auswahl an Optionen und muss weniger tief klicken, um ans Ziel zu gelangen.
  • Tiefe Hierarchie: Diese Struktur nutzt viele Ebenen und organisiert Inhalte schrittweise in spezifischere Kategorien. So sehen die Nutzer auf jeder Ebene eine begrenzte Anzahl von Optionen, was ihnen hilft, sich zu orientieren, insbesondere bei umfangreichen Inhalten.

 

Ein zentrales Ziel der Hierarchie im UX Design ist es, die kognitive Belastung für die Nutzer zu minimieren. Die Anzahl der Klicks ist dabei jedoch nur ein Aspekt: Auch der cognitive workload – die mentale Belastung, die durch das Suchen und Verarbeiten von Informationen entsteht – spielt eine wichtige Rolle. Eine Seite, auf der alle Inhalte auf einmal präsentiert werden, mag theoretisch am wenigsten Klicks benötigen, ist jedoch für Nutzer meist überfordernd, da unser Arbeitsgedächtnis nur eine begrenzte Anzahl an Informationen gleichzeitig verarbeiten kann.

Eine gut geplante Hierarchie reduziert also nicht nur die Klickpfade, sondern stellt sicher, dass Nutzer auf jeder Ebene eine klare, überschaubare Auswahl haben und keine kognitive Überlastung erleben. So wird das Navigieren durch eine Seite intuitiver, und die nächste Entscheidung fällt den Nutzern leichter.

Flache Hierarchie

Eine flache Hierarchie ist eine Struktur, bei der Inhalte auf möglichst wenigen Ebenen organisiert sind. Dies bedeutet, dass die Nutzer relativ schnell zu den wichtigsten Inhalten gelangen, da sie keine tiefen Klickpfade durchlaufen müssen. Auf einer Website oder in einer App bedeutet das meist, dass die wichtigsten Optionen auf einer Seite oder in einem Hauptmenü angezeigt werden, sodass die Navigation mit wenigen Klicks auskommt.

Vorteile der flachen Hierarchie

Schneller Zugriff auf Inhalte:
Da es nur wenige Ebenen gibt, gelangen Nutzer in der Regel mit nur einem oder zwei Klicks zu den gewünschten Informationen. Dies ist besonders hilfreich, wenn Nutzer schnell und direkt an ihr Ziel gelangen möchten.

Übersichtlichkeit der Optionen:
Eine flache Struktur hat den Vorteil, dass die wichtigsten Optionen und Inhalte auf einen Blick sichtbar sind. Dies gibt Nutzern das Gefühl, dass sie die Kontrolle über die Navigation haben und die Optionen direkt auswählen können.

Einfache Navigation:
Eine flache Hierarchie ist oft intuitiv und schnell zu durchschauen. Besonders bei Websites oder Apps mit wenig Inhalt sorgt eine flache Hierarchie dafür, dass Nutzer sofort alle wichtigen Informationen finden.

Nachteile der flachen Hierarchie

Überfrachtung von Optionen:
Eine flache Struktur zeigt oft viele Optionen auf einer Ebene, was dazu führt, dass Nutzer sich von der Vielzahl an Wahlmöglichkeiten überfordert fühlen. Diese Überfrachtung erschwert die Entscheidungsfindung und führt dazu, dass Nutzer länger brauchen, um die richtige Auswahl zu treffen.

Erhöhte kognitive Belastung:
Wenn zu viele Optionen auf einmal angezeigt werden, wird das Arbeitsgedächtnis überlastet. Menschen können nur eine begrenzte Anzahl von Informationen gleichzeitig verarbeiten, und eine Flut von Optionen auf einer Ebene wird schnell unübersichtlich.

Schwierig bei komplexen Inhalten:
Eine flache Hierarchie eignet sich nicht gut für Websites oder Apps, die eine große Menge an Informationen oder stark kategorisierte Inhalte enthalten. Hier verschlechtert eine flache Struktur das Auffinden spezifischer Informationen und beeinträchtigt die Nutzererfahrung.

Tiefe Hierarchie

Eine tiefe Hierarchie organisiert Inhalte über mehrere Ebenen hinweg. Dies bedeutet, dass Nutzer eine Abfolge von Kategorien und Unterkategorien durchlaufen müssen, um an spezifische Informationen zu gelangen. In einer tiefen Struktur werden Inhalte also in einer klaren, abgestuften Ordnung präsentiert, was besonders bei umfangreichen oder komplexen Themen hilfreich ist.

Vorteile der tiefen Hierarchie

Klares Kategoriensystem:
Eine tiefe Hierarchie erlaubt es, Inhalte in spezifische Kategorien und Unterkategorien zu gliedern, wodurch sich die Orientierung für den Nutzer verbessert. Jeder Bereich hat einen definierten Zweck, und Nutzer können Schritt für Schritt detaillierter in die Inhalte eintauchen.

Reduzierte kognitive Belastung:
Durch das stufenweise Navigieren durch die Ebenen wird der Nutzer mit einer begrenzten Anzahl an Optionen konfrontiert, was das Arbeitsgedächtnis entlastet. Die klare Struktur hilft dabei, Informationen schrittweise zu verarbeiten und verhindert, dass Nutzer durch zu viele Wahlmöglichkeiten auf einer Ebene überfordert werden.

Geeignet für große Inhaltsmengen:
Eine tiefe Hierarchie ist ideal für Websites und Apps mit großen Informationsmengen oder zahlreichen Kategorien. Komplexe Inhalte lassen sich so besser organisieren und sind für Nutzer leichter zu finden.

Nachteile der tiefen Hierarchie

Mehr Klicks notwendig:
In einer tiefen Hierarchie müssen Nutzer in der Regel mehrere Ebenen durchlaufen, was zu längeren Klickpfaden führt. Dies kann frustrierend sein, wenn die Nutzer bereits genau wissen, wonach sie suchen, aber erst durch mehrere Unterkategorien navigieren müssen.

Gefahr des „Verlaufens“:
Nutzer können den Überblick verlieren, wenn sie zu tief in die Hierarchie eintauchen und nicht wissen, wie sie zurückkehren oder andere Optionen erreichen können. Ohne eine klare Navigation oder Breadcrumbs besteht das Risiko, dass Nutzer sich „verlieren“ und frustriert abbrechen.

Höherer Pflegeaufwand:
Eine tiefe Hierarchie erfordert regelmäßige Pflege, um sicherzustellen, dass Inhalte logisch und aktuell organisiert bleiben. Neue Inhalte müssen kontinuierlich sinnvoll in die Struktur integriert werden, damit sie weiterhin zugänglich und konsistent bleibt.

 

Wann ist welche Struktur die beste Wahl?

Die Wahl zwischen einer flachen und einer tiefen Hierarchie hängt von verschiedenen Faktoren ab, die jeweils darauf abzielen, die bestmögliche Nutzererfahrung zu schaffen. Die Komplexität der Inhalte, die Bedürfnisse der Nutzer und die Gerätekontexte spielen dabei eine entscheidende Rolle. Hier einige Kriterien, die helfen, die passende Hierarchiestruktur auszuwählen:

Nutzerbedürfnisse

Um eine nutzerfreundliche Hierarchie zu entwickeln, ist es entscheidend, die Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppe zu verstehen. Die Nutzer sollten den gesuchten Inhalt auf die einfachste Weise erreichen können.

  • Flache Hierarchie:
    Ideal, wenn die Nutzer häufige Aktionen schnell und direkt ausführen möchten. Bei Produkten oder Dienstleistungen, die klare, überschaubare Kategorien haben, hilft eine flache Struktur dabei, dass die Nutzer direkt auf die gewünschten Inhalte zugreifen können.
  • Tiefe Hierarchie:
    Geeignet für Nutzer, die komplexere oder spezifische Inhalte benötigen und bereit sind, sich tiefer durch die Struktur zu bewegen, um genau das zu finden, wonach sie suchen.

Komplexität der Inhalte

Die Strukturierung der Inhalte richtet sich stark nach deren Umfang und Komplexität. Eine Hierarchie sollte die Inhalte so ordnen, dass sie verständlich und leicht navigierbar sind.

  • Flache Hierarchie:
    Passt am besten zu einfachen Inhalten mit wenigen Kategorien. Websites oder Apps mit nur wenigen Hauptkategorien und Inhalten profitieren von einer flachen Struktur, da die Nutzer ohne Umwege auf die Inhalte zugreifen können.
  • Tiefe Hierarchie:
    Empfehlenswert bei komplexen Inhalten und einer hohen Anzahl an Kategorien. Eine tiefe Struktur hilft, große Inhaltsmengen besser zu organisieren und ermöglicht es den Nutzern, Schritt für Schritt in spezifische Themen einzutauchen.

Geräte und Bildschirmgrößen

Die Art des Geräts, auf dem die Hierarchie genutzt wird, beeinflusst die Wahl der Struktur. Besonders auf mobilen Geräten mit kleineren Bildschirmen ist es wichtig, die Navigation so zu gestalten, dass sie übersichtlich bleibt.

  • Flache Hierarchie:
    Eine flache Struktur eignet sich oft besser für mobile Geräte, da Nutzer weniger durch tiefe Ebenen navigieren müssen. Inhalte, die auf mobilen Geräten schnell erreichbar sein sollen, profitieren davon, wenn nur wenige Klicks erforderlich sind.
  • Tiefe Hierarchie:
    Auf Desktops und größeren Bildschirmen ist eine tiefere Struktur oft leichter zu navigieren, da mehr Platz für detaillierte Unterkategorien vorhanden ist. Nutzer können sich schrittweise durch verschiedene Ebenen klicken, ohne den Überblick zu verlieren.

Häufigkeit und Art der Nutzung

Die Entscheidung, ob eine flache oder tiefe Hierarchie ideal ist, hängt auch davon ab, wie häufig und intensiv Nutzer auf die Inhalte zugreifen.

  • Flache Hierarchie:
    Geeignet für Produkte oder Dienste, die schnell und regelmäßig genutzt werden. Die Nutzer haben auf einer Ebene direkten Zugang zu den häufigsten Funktionen, was den Nutzungsprozess beschleunigt.
  • Tiefe Hierarchie:
    Sinnvoll für Inhalte, die inhaltlich umfassender sind und bei denen Nutzer bereit sind, Zeit in das Durchsuchen der Inhalte zu investieren. Nutzer, die nach detaillierten Informationen suchen, finden sich besser zurecht, wenn die Inhalte schrittweise gegliedert sind.

Flexibilität und zukünftige Anpassungen

Eine gute Hierarchiestruktur ist flexibel genug, um Änderungen und Ergänzungen an den Inhalten zu ermöglichen.

  • Flache Hierarchie:
    Eine flache Struktur ist zwar leicht zugänglich, kann jedoch bei wachsenden Inhalten schnell an ihre Grenzen stoßen und unübersichtlich werden.
  • Tiefe Hierarchie:
    Diese Struktur erlaubt eine nachhaltigere Organisation, da neue Inhalte schrittweise in bestehende Kategorien integriert werden können. Für Inhalte, die kontinuierlich erweitert werden, bietet eine tiefe Hierarchie langfristig mehr Flexibilität.

Durch eine sorgfältige Abwägung dieser Faktoren lässt sich die passende Hierarchiestruktur für jede spezifische Nutzeranforderung und Inhaltskomplexität finden. Im nächsten Abschnitt schauen wir uns Beispiele an, in denen flache und tiefe Hierarchien in der Praxis sinnvoll eingesetzt werden.

Fazit

Die Wahl zwischen einer flachen und einer tiefen Hierarchie ist ein wesentlicher Bestandteil der Informationsarchitektur und hat großen Einfluss darauf, wie Nutzer mit einer Website oder App interagieren. Beide Strukturen haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile, und die Entscheidung sollte sich immer an den Bedürfnissen der Nutzer und der Art der Inhalte orientieren.

Eine flache Hierarchie bietet schnellen Zugang zu wichtigen Inhalten und eignet sich besonders für Produkte mit überschaubaren Informationen oder häufig genutzten Funktionen. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass Nutzer nicht durch eine Überflut an Optionen überfordert werden. Eine tiefe Hierarchie hingegen strukturiert umfangreiche und komplexe Inhalte, indem sie diese über mehrere Ebenen hinweg aufschlüsselt. Dies entlastet das Arbeitsgedächtnis der Nutzer und schafft klare Orientierungspunkte – kann jedoch zu längeren Klickpfaden führen, wenn die Navigation zu verschachtelt wird.

Einige Plattformen, wie Wikipedia, nutzen eine Kombination aus beiden Ansätzen, um sowohl schnellen Zugriff als auch die Möglichkeit zu tiefen Recherchen zu bieten. Solche hybriden Ansätze zeigen, dass die ideale Hierarchiestruktur oft eine durchdachte Mischung sein kann.

Letztlich geht es darum, die Balance zwischen Benutzerfreundlichkeit und Inhaltsorganisation zu finden. Durch eine gründliche Analyse der Nutzerbedürfnisse und eine durchdachte Planung der Hierarchie schaffen UX Designer ein intuitives Nutzungserlebnis, das Nutzer direkt und stressfrei zu den gesuchten Informationen führt.

Dieser Inhalt wurde mit Unterstützung der Technologien ChatGPT-4 und DALL·E von OpenAI sowie Midjourney und DeepL erstellt. Der überwiegende Teil der redaktionellen Arbeit stammt jedoch von unserem Team, um Authentizität und Fachwissen zu gewährleisten.