Egal, wie viel Herzblut und Sorgfalt in die Gestaltung einer Website oder App gesteckt wird – Usability-Fehler schleichen sich schneller ein, als man denkt. Und das Beste daran: Die häufigsten Probleme sind oft so simpel zu vermeiden, dass man sich im Nachhinein fragt, wie sie überhaupt entstehen konnten. Alles scheint gut durchdacht – die Navigation wirkt klar, die Ladezeiten akzeptabel, das Design modern. Doch Nutzer erleben es nicht immer so.
Dieser Artikel beleuchtet einige der häufigsten Usability-Fallen, in die selbst erfahrene Designer tappen können. Mit praktischen Tipps lassen sich diese Fehler jedoch leicht beheben. Es handelt sich dabei natürlich nur um einen kleinen Ausschnitt, der häufigsten Stolpersteine, die vermeidbar sind – denn eine vollständige Liste wäre schlicht zu umfangreich.
Fehler Nummer 1 – Unklare Navigation
Die Navigation ist das Rückgrat jeder Website oder App. Sie gibt Nutzern Orientierung und ermöglicht es, schnell die gewünschten Inhalte zu finden. Doch oft ist genau dieser entscheidende Bereich ein Stolperstein.
Typische Fehler:
- Zu viele Menüpunkte, die den Nutzer überfordern.
- Unklare oder verwirrende Bezeichnungen, die nicht eindeutig erklären, wohin sie führen.
- Eine Informationshierarchie, die nicht logisch strukturiert ist, sodass Nutzer sich durchklicken müssen, ohne schnell ans Ziel zu kommen.
Wie man diese vermeidet:
Eine klare, logische Struktur ist entscheidend. Weniger ist mehr – das bedeutet, nur die wichtigsten Menüpunkte sollten direkt sichtbar sein, während selten genutzte oder weiterführende Inhalte in Untermenüs verschwinden. Deutlich beschriftete Labels, die den Zweck auf den ersten Blick verraten, helfen Nutzern, sich schneller zurechtzufinden. Auch das Einsetzen von Breadcrumbs, also „Brotkrumen“-Navigationsleisten, ermöglicht es, immer zu wissen, wo man sich gerade befindet.
Nicht zuletzt sollte die Navigation auf allen Geräten konsistent sein – nichts ist frustrierender, als sich auf dem Desktop perfekt auszukennen, nur um auf dem Smartphone wieder komplett bei null anfangen zu müssen.
Fehler Nummer 2 – Lange Ladezeiten
Niemand mag es, zu warten – besonders nicht online. Wenn eine Seite zu lange lädt, ist der „Zurück“-Button oft schneller geklickt, als die Seite sich aufgebaut hat. Studien zeigen, dass schon wenige Sekunden Verzögerung die Absprungrate dramatisch erhöhen.
Typische Fehler:
- Unoptimierte Bilder, die zu groß sind und die Ladezeiten unnötig in die Höhe treiben.
- Zu viele Skripte und Animationen, die die Seite verlangsamen.
- Unnötig komplexe Elemente oder überladene Seiten, die die Performance beeinträchtigen.
Wie man diese vermeidet:
Bilder sollten vor dem Hochladen komprimiert und in modernen, schlanken Formaten wie WebP bereitgestellt werden. Auch das Implementieren von Lazy Loading hilft: Dabei werden Bilder und andere Inhalte erst geladen, wenn sie tatsächlich im sichtbaren Bereich des Nutzers erscheinen. So spart man wertvolle Ladezeit.
Außerdem ist es ratsam, regelmäßig Performance-Tests durchzuführen, etwa mit Tools wie Google PageSpeed Insights oder Lighthouse. Diese zeigen direkt, welche Elemente die Geschwindigkeit bremsen und wo Optimierungspotenzial besteht. Minimalistisches Design, das sich auf das Wesentliche konzentriert, trägt ebenfalls dazu bei, die Ladezeiten kurz und die Nutzer zufrieden zu halten.
Fehler Nummer 3 – Mangelnde Mobile-Optimierung
In einer Welt, in der mehr als die Hälfte des Web-Traffics von mobilen Geräten stammt, kann es fatal sein, wenn eine Website oder App nicht optimal auf Smartphones und Tablets funktioniert. Doch auch heute noch scheitern viele digitale Produkte daran, eine benutzerfreundliche mobile Erfahrung zu bieten.
Typische Fehler:
- Texte sind auf mobilen Geräten zu klein und schwer lesbar.
- Buttons und interaktive Elemente sind zu klein oder zu nah beieinander, was die Bedienung mit dem Finger erschwert.
- Das Layout wird nicht responsiv angepasst und wirkt auf kleinen Bildschirmen chaotisch.
Wie man die vermeidet:
Responsive Design ist das A und O. Das bedeutet, dass sich das Layout automatisch an verschiedene Bildschirmgrößen anpasst und Inhalte entsprechend skaliert werden. Schriftgrößen sollten so gewählt sein, dass sie auf kleineren Displays gut lesbar sind. Auch Buttons und interaktive Elemente brauchen ausreichend Platz – niemand will zwei Minuten lang versuchen, einen winzigen Button zu treffen.
Dabei kommt Fitts‘ Law ins Spiel: Dieses besagt, dass die Zeit, die benötigt wird, um ein Ziel (wie einen Button) zu treffen, davon abhängt, wie groß das Ziel ist und wie weit es entfernt liegt. Auf mobilen Geräten bedeutet das, dass Buttons groß genug und leicht erreichbar sein müssen, um die Bedienung zu erleichtern. Ein guter Tipp: Interaktive Elemente sollten sich leicht mit dem Daumen steuern lassen, der meistgenutzten Eingabemethode auf Smartphones.
Es ist ebenfalls wichtig, mobile Tests regelmäßig durchzuführen, am besten auf verschiedenen Geräten und Bildschirmgrößen. Ein Design, das auf einem iPhone gut aussieht, kann auf einem Android-Gerät ganz anders wirken. Nur durch ständige Optimierung lässt sich sicherstellen, dass die mobile Nutzung genauso reibungslos abläuft wie am Desktop.
Fehler Nummer 4 – Fehlende oder schlechte Suchfunktion
Eine gut funktionierende Suchfunktion ist für viele Nutzer oft die Rettung, wenn sie auf einer Website nicht sofort finden, wonach sie suchen. Doch wenn die Suche nicht intuitiv funktioniert, führt das schnell zu Frustration und einer erhöhten Absprungrate.
Typische Fehler:
- Die Suchergebnisse sind ungenau oder irrelevant.
- Es gibt keine Autovervollständigung oder intelligente Vorschläge während der Eingabe.
- Komplizierte Filteroptionen oder das Fehlen von Filtern, die die Ergebnisse einschränken könnten.
Wie man die vermeidet:
Eine gute Suchfunktion muss fehlertolerant sein. Das heißt, sie sollte auch dann sinnvolle Ergebnisse liefern, wenn der Nutzer sich vertippt oder unterschiedliche Schreibweisen verwendet. Die Integration einer Autocomplete-Funktion kann ebenfalls helfen, indem sie dem Nutzer während der Eingabe mögliche Ergebnisse vorschlägt und ihn so schneller ans Ziel bringt.
Ein durchdachtes Filtersystem ist entscheidend, um die Menge der Suchergebnisse zu reduzieren und besser zu strukturieren. Es kann nach Kategorien, Preisspannen oder anderen relevanten Attributen sortieren, um die Nutzererfahrung zu verbessern. Die Suchergebnisse sollten zudem klar und verständlich präsentiert werden – mit übersichtlichen Kategorien und relevanten Vorschlägen.
Für Websites mit umfangreichem Inhalt ist es außerdem hilfreich, die Suche zu analysieren: Welche Suchbegriffe geben die Nutzer ein? Wo brechen sie ab? Diese Daten liefern wertvolle Einblicke und helfen dabei, die Suchfunktion kontinuierlich zu optimieren.
Fehler Nummer 5 – Unzugängliches Design (Barrierefreiheit)
Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (das bis 2025 vollständig in Kraft tritt) werden immer mehr digitale Produkte gesetzlich dazu verpflichtet, barrierefrei zu sein. Das macht Barrierefreiheit nicht nur zu einer moralischen, sondern auch zu einer rechtlichen Notwendigkeit. Für Menschen mit Behinderungen, wie eingeschränktem Seh- oder Hörvermögen, können bestimmte Designs schwer zugänglich sein. Aber auch Nutzer ohne Einschränkungen profitieren oft von barrierefreiem Design – sei es durch bessere Lesbarkeit oder eine intuitivere Navigation.
Typische Fehler:
- Bilder haben keinen Alternativtext (Alt-Text), der von Screenreadern gelesen werden kann.
- Schlechte Farbkontraste, die es Menschen mit Sehbeeinträchtigungen erschweren, Inhalte zu erkennen.
- Texte sind kompliziert oder zu technisch und dadurch für viele schwer verständlich.
Wie man es vermeidet:
Der erste Schritt zu einem barrierefreien Design ist die Einhaltung der WCAG-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines). Diese bieten klare Vorgaben, um Websites für möglichst viele Nutzergruppen zugänglich zu machen. Beispielsweise sollten alle Bilder mit einem Alternativtext versehen werden, damit Screenreader sie vorlesen können.
Auch das Kontrastverhältnis zwischen Text und Hintergrund ist entscheidend. Ein Mindestkontrast von 4,5:1 wird empfohlen, damit Inhalte auch von Menschen mit Sehbehinderungen gut lesbar sind. Tools wie der Color Contrast Checker helfen dabei, den Kontrast zu überprüfen und anzupassen.
Klare und einfache Sprache macht Inhalte für alle verständlicher, auch für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder für Nicht-Muttersprachler. Es ist außerdem hilfreich, regelmäßig Tests mit echten Nutzern durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Website mit Screenreadern und anderen Hilfsmitteln gut funktioniert.
Fehler Nummer 6 – Überladene Benutzeroberfläche (UI-Clutter)
Eine überladene Benutzeroberfläche kann Nutzer schnell überfordern. Zu viele Elemente auf einer Seite lenken vom Wesentlichen ab, machen es schwerer, sich zu orientieren, und führen oft zu einer schlechteren Nutzererfahrung. Weniger ist oft mehr – gerade wenn es um klares, fokussiertes Design geht.
Typische Fehler:
- Übermäßig viele Bilder, Textblöcke oder Call-to-Action-Buttons (CTAs).
- Zu viele Pop-ups oder sich überlappende Informationen.
- Keine klare visuelle Hierarchie, die wichtige Elemente hervorhebt und unwichtige in den Hintergrund stellt.
Wie man es vermeidet:
Ein minimalistisches Design hilft, den Fokus auf das Wesentliche zu lenken. Jede Seite sollte einem klaren Ziel dienen, und nur die Elemente enthalten, die dieses Ziel unterstützen. White Space – also der bewusste Einsatz von Freiräumen – kann Wunder wirken: Er sorgt dafür, dass die Inhalte atmen können und die Aufmerksamkeit der Nutzer auf die wichtigsten Elemente gelenkt wird.
Eine klare visuelle Hierarchie ist entscheidend, um den Blick der Nutzer zu lenken. Wichtige Elemente wie Überschriften, Buttons oder Key-Messages sollten prominent platziert und durch visuelle Gewichtung hervorgehoben werden. Farben, Größenunterschiede oder Platzierungen spielen hierbei eine große Rolle. Überflüssige Elemente, die keinen Mehrwert bieten, sollten konsequent entfernt werden.
Es ist außerdem sinnvoll, Pop-ups und CTAs sparsam und strategisch einzusetzen. Zu viele störende Elemente können Nutzer abschrecken, anstatt sie zu Aktionen zu motivieren. Fokus auf Qualität statt Quantität hilft hier oft, die Nutzererfahrung zu verbessern.
Fehler Nummer 7 -Fehlende Rückmeldungen bei Interaktionen
Nutzer möchten wissen, ob eine Aktion erfolgreich war – sei es das Klicken eines Buttons, das Absenden eines Formulars oder das Laden neuer Inhalte. Wenn keine klare Rückmeldung erfolgt, entsteht Unsicherheit, ob der Klick registriert wurde oder ein Fehler vorliegt. Das führt oft zu Frustration und im schlimmsten Fall dazu, dass Nutzer die Seite verlassen.
Typische Fehler:
- Keine visuelle oder auditive Rückmeldung nach einer Nutzerinteraktion (z. B. kein Feedback nach dem Absenden eines Formulars).
- Ladezeiten oder Wartezeiten ohne eine Indikation, dass im Hintergrund etwas passiert.
- Buttons, die nach dem Klicken keine Statusänderung zeigen (z. B. eine Farbänderung oder Animation).
Wie man es vermeidet:
Rückmeldungen sind entscheidend für das Vertrauen in eine Website oder App. Schon einfache visuelle Feedbacks wie das Einfärben eines Buttons nach einem Klick oder eine kurze Animation sorgen dafür, dass Nutzer sicher sind, dass ihre Aktion registriert wurde. Loading-Animationen oder Fortschrittsbalken sind ebenfalls nützlich, um Wartezeiten erträglicher zu machen, indem sie zeigen, dass die Seite arbeitet und der Nutzer nur einen Moment Geduld braucht.
Auch Bestätigungsmeldungen – etwa nach dem erfolgreichen Absenden eines Formulars – sind wichtig. Hier helfen gut platzierte Erfolgsmeldungen oder modale Fenster, die Nutzer darüber informieren, dass ihre Eingaben erfolgreich verarbeitet wurden. Selbst wenn ein Fehler auftritt, ist es entscheidend, dass eine klare Fehlermeldung ausgegeben wird, die erklärt, was schiefgelaufen ist und wie der Fehler behoben werden kann.
Durch diese kleinen, aber effektiven Feedback-Mechanismen wird eine Seite deutlich intuitiver und angenehmer zu bedienen. Nutzer fühlen sich verstanden und behalten die Kontrolle über ihre Interaktionen.
Fehler Nummer 8 – Zu komplexe Formulare
Formulare gehören oft zu den größten Stolpersteinen in der Usability. Zu viele oder unklare Eingabefelder führen schnell zu Frustration und zu abgebrochenen Konversionen. Ein schlecht durchdachtes Formular kann Nutzer davon abhalten, den letzten Schritt zu gehen – egal ob es sich um eine Registrierung, eine Bestellung oder eine einfache Kontaktanfrage handelt.
Typische Fehler:
- Zu viele Pflichtfelder oder unnötige Fragen, die den Nutzer überfordern.
- Keine klaren Hinweise, was in den einzelnen Feldern erwartet wird.
- Fehlende Fehlermeldungen oder unklare Rückmeldungen bei falschen Eingaben.
Wie man es vermeidet:
Ein gut gestaltetes Formular ist so kurz wie möglich. Unnötige Felder sollten konsequent weggelassen werden. Je weniger Zeit und Aufwand ein Formular von den Nutzern verlangt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie es abschließen. Auch der Einsatz eines Fortschrittsbalkens bei mehrseitigen Formularen hilft dabei, den Überblick zu behalten und zu sehen, wie viel noch vor einem liegt.
Echtzeit-Validierung ist eine weitere hilfreiche Funktion: Werden Fehler sofort beim Ausfüllen erkannt (z. B. bei einer falschen E-Mail-Adresse), kann der Nutzer sie direkt korrigieren, anstatt erst beim Absenden des Formulars frustriert zu werden. Klare und hilfreiche Fehlermeldungen, die nicht nur auf den Fehler hinweisen, sondern auch erklären, wie er behoben werden kann, sorgen dafür, dass die Nutzer nicht im Dunkeln tappen.
Auch kleine Optimierungen, wie das automatische Vorausfüllen bekannter Daten oder die Möglichkeit, Fehler schnell und einfach zu korrigieren, tragen dazu bei, die Usability von Formularen zu verbessern. Alles, was den Aufwand reduziert und für Klarheit sorgt, führt zu einer höheren Abschlussrate.
Fazit
Usability-Fehler können selbst die besten digitalen Produkte schnell ins Stolpern bringen – aber das Gute ist: Die häufigsten Fehler lassen sich leicht vermeiden. Von unklarer Navigation bis zu überladenen Benutzeroberflächen, von langen Ladezeiten bis zu unzugänglichem Design – all diese Hürden lassen sich mit ein paar gezielten Maßnahmen aus dem Weg räumen.
Wichtig ist dabei, die Nutzer stets im Blick zu behalten: Ihre Interaktionen, Bedürfnisse und Herausforderungen. Regelmäßige Tests, kontinuierliches Feedback und der Mut, unnötigen Ballast abzuwerfen, sind der Schlüssel zu einer besseren Usability. Natürlich ist dieser Artikel nur ein kleiner Auszug aus der Vielfalt möglicher Fehler, aber er bietet eine solide Basis, um die größten Stolpersteine schon mal zu umgehen.
Usability ist nie „fertig“, sondern ein Prozess – doch mit einem gut durchdachten, nutzerzentrierten Ansatz lassen sich viele Probleme von vornherein vermeiden.
Dieser Inhalt wurde mit Unterstützung der Technologien ChatGPT-4 und DALL·E von OpenAI sowie Midjourney und DeepL erstellt. Der überwiegende Teil der redaktionellen Arbeit stammt jedoch von unserem Team, um Authentizität und Fachwissen zu gewährleisten.