Lean UX ist kein Trend, sondern wirklich etwas handfestes. Lean UX ist ein wichtiger aus der Software-Entwicklung stammender Weg um wirklich Nutzerzentriert arbeiten zu können. Warum das so ist erfährst du in diesem Artikel.
Lean UX ist definitiv mehr als nur ein Trend. Wer sich bisher noch nicht mit Lean UX auseinander gesetzt hat, der sollte dies definitiv nachholen..
WAS BEDEUTET LEAN ÜBERHAUPT?
Bevor wir über Lean UX sprechen, sollten wir zunächst einmal die Wortherkunft bestimmen. Der Begriff „lean“ stammt aus dem Englischen und heißt übersetzt soviel wie „dünn oder schmal“. Bei der Lean-Methode geht darum Prozesse und Abläufe möglichst schlank, aber nicht(!) dünn zu gestalten. Es geht also nicht darum, möglichst wenig Aufwand zu betreiben, günstiger zu sein und weniger Einsatz einzubringen. Mit der Lean-Methode möchte man mit den richtigen Ressourcen im Einsatz das Richtige und Nutzbringende für den Kunden tun. Das geschieht mit der richtigen Qualität und der entsprechenden Zeit. LEAN bedeutet mit allen, die an dem System beteiligt sind, inkl. dem Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten, der Umwelt, usw. respektvoll umzugehen. Dieses Prinzip wenden wir auf den UX-Designprozess an. Dies bezeichnet man dann als Lean-UX.
LEAN UX: NOCH SO EIN TREND?
TLDR: Lean UX ist kein Trend, sondern wirklich etwas handfestes. Lean UX ist ein wichtiger aus der Software-Entwicklung stammender Weg um wirklich Nutzerzentriert arbeiten zu können.
EIN EINBLICK IN DIE GESCHICHTE DER SOFTWARE-ENTWICKLUNG
Um zu begründen warum Lean UX nicht nur irgendein Trend ist, müssen wir etwas weiter ausholen: Wir befinden und in den 60er und 70er Jahren. Die ersten Großrechner kamen auf. Unternehmen setzten die Computer für mehr und mehr Funktionen ein. Es schien als könnte jede Branche von dieser neuen Technik profitieren. Die Verbreitung der Computer sorgte für viele neue Anwendungsmöglichkeiten. Dadurch wurde es immer schwieriger mit vernünftigen Budgets funktionieren und ordentlichen Code abzuliefern. Der Software-Bereich musste sich weiterentwickeln. Den wohl größten Beitrag dazu leistete die Managementmethode „Software Development Life Cycle“. Der SLDC standardisierte den Weg und ermöglichte die Entwicklung großer Anwendungen in dem der Prozess in einzelne Phasen zerlegt wurde. Soweit so gut, oder auch nicht, denn der SDLC berücksichtigte eben nicht die Bedürfnisse des tatsächlichen Nutzers. Ihm wurde die Software vorgesetzt und er musste damit klar kommen.
Spulen wir nun etwas vor: Wir befinden uns im Jahr 2010. Fast jeder Mensch besitzt einen Computer und ein Smartphone. Innerhalb von 50 Jahren stieg die Anzahl an Endnutzern von wenigen Hundert auf mehrere Millionen. Anwendungen die nicht nutzerfreundlich waren, wurden einfach ignoriert. Es gibt ja genug Alternativen. Bekannte Firmen wie Blackberry (RIM), Palm und Nokia mussten um ihre Existenz bangen und wurden teilweise aufgekauft. Das SDLC wurde durch das Wasserfallmodell ersetzt. Diesesl übernahm die Phasen der SDLC-Methode und ergänzte sie um eine initiale Anforderungsdefinition. Diese Anforderungen kamen von Business-Analysten und den Fachexperten auf den jeweiligen Gebieten und standen fortan im Zentrum des Entwicklungsprozesses. Der Nutzer wird nun zumindest berücksichtigt. Allerdings geschieht das nur in der initialen Anforderungsdefinition. Optimal war dieser Prozess noch lange nicht. Dies merkten auch viele Entwickler und kehrten dem Wasserfall-Modell nun auch den Rücken zu und wandten sich reihenweise den agilen Ansätzen zu. Doch auch agile Methoden wie Scrum und XP, die versuchen den Nutzer während des Entwicklungsprozess ins Team mit ein zu beziehen, konnten letztendlich keine ordentliche Integration gewährleisten.
ALTE UX-METHODEN
Die Aufgaben waren früher klar definiert: Das UX-Team übernimmt die Kontrolle und die Führung von der Konzeptionsphase bis zum fertigen Design. Dieses wurde dann mitsamt der Kontrolle und Verantwortung dem Entwicklungsteam übergeben. Der Vorteil an dieser Methode war, dass die Entwickler genau das implementierten, was den UX-Designer vorschwebte. Diese lieferten eine genaue Dokumentation und saubere Spezifikation mit der die Entwickler nun genau wussten, was zu tun war. Im agilen Prozess ist dieser Aspekt aber nicht wünschenswert. Zu Beginn des Prozess steht das Endergebnis noch nicht fest. Der agile Ansatz lebt von sehr schnellen Iterationen um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.
LEAN UX: DIE RUNDERNEUERUNG
Wie kann man UX und Agilität in Einklang bringen? Die Antwort lautet Lean UX. In der Lean UX Umgebung geht es im Prinzip darum, die besten Bestandteile der derzeitigen UX-Methodik zu nehmen und diese für die agile Welt umzubauen und anzupassen. Das erste was der Reduktion zum Opfer fällt sind starre Projektziele und der Glaube, dass eine einzige Design-Lösung für das gesamte Projekt ausreicht. Auch sonst setzt Lean UX hauptsächlich auf Reduktion: Weg mit der Notwendigkeit tonnenschwere Dokumentationen zwischen UX- und Entwicklungsteam auszutauschen. Kein Übergabevertrag mehr zwischen den Abteilungen. Stattdessen arbeitet Lean UX an der Teamzusammenarbeit. Die Lean-UX-Methoden binden das gesamte Team ein und profitieren von kontinuierlicher Diskussion. Das Team wächst als solches zusammen. Während der Entwicklungsphase werden mit Prototypen Live-Usability-Tests durchgeführt. Sobald etwas Spannendes im Test passiert, wird das Team zusammengerufen um gemeinsam das zu betrachten. Echtzeit-Nutzerforschung ist eine Komponente des Lean-UX-Prozess.
Und nun kommt das Beste: Lean UX setzt auf bereits bestehende Usability- und Designmethoden. Es gibt also keine weiter Hürde, weshalb man nicht auf Lean UX setzen sollte.
DIE 8 GRUNDPRINZIPIEN DES LEAN UX
Die Grundprinzipien von Lean UX decken sich an vielen Stellen mit denen von Lean Startup und agiler Software-Entwicklung. . Lean UX ist kein Framework sondern ein Mindset, was im kompletten Unternehmen verankert sein muss. Lean UX ist wie weiter oben schon erwähnt eine Sammlung bekannter, bewährter Usability- und UX-Methoden, die iterativ und ohne großen Dokumentationsaufwand im laufenden agilen Projekt durchgeführt werden, um schnell Information zum aktuellen Stand zu sammeln.
- Nutzerzentriertes Vorgehen
- Interdisziplinäre Teams
- Verschwendung minimieren
- Kleine Arbeitspakete
- Ständiges Testen und Lernen
- Lernen vor Wachstum
- Misserfolge sind erlaubt
- Machen statt analysieren
I